Indien verfolgt mit seiner neuen Bergbaupolitik das Ziel, das rohstoffreiche Land verstärkt privaten Investitionen zu öffnen. Die im vergangenen Monat vom Kabinett verabschiedeten neuen Richtlinien schließen eine Reihe von Maßnahmen ein, durch welche die veralteten indischen Bergbaugesetze auf den neuesten Stand gebracht werden sollen. Diese Gesetze waren bisher trotz des Rohstoffbooms der vergangenen Jahre ein großes Hindernis, neue Investitionen international agierender Minengesellschaften anzuziehen, schreibt das "Wall Street Journal". So sollen Bergbauunternehmen nun die Möglichkeit erhalten, von der Exploration auch auf die Förderung überzugehen, ohne dass sie Gefahr laufen, dass die Erschließungsrechte für ihre Rohstofffunde an andere Gesellschaften übergehen. Auch soll es künftig Firmen erlaubt sein, Konzessionen für kommerziell verwertbare Ressourcen mit Gewinn weiter zu verkaufen. Außerdem sollen die Rechte an Funden, die von öffentlich geförderten Körperschaften getätigt wurden, an andere Investoren versteigert werden können.
Die Bergbauinitiative besitzt zwar die Unterstützung der indischen Regierung, muss aber noch vom Parlament verabschiedet werden, wo Opposition droht. Schon in der Vergangenheit hatte der Bergbau mit politischen und bürokratischen Widersachern zu kämpfen. Insbesondere mit den Regierungen der Bundesstaaten wurde oft über Landrechte oder die Frage gestritten, ob die mineralischen Rohstoffe im selben Staat verarbeitet werden müssen, in dem sie entdeckt wurden. Sollten die neuen Maßnahmen tatsächlich angenommen werden, könnten mehr ausländische Bergbaugesellschaften nach Indien geholt werden, wie Industrievertreter meinen. Indien liegt nämlich in der Ausschöpfung seiner Ressourcen hinter vielen anderen rohstoffreichen Ländern zurück. Nach Angaben der Federation of Indian Mineral Industries ist bisher nur in 2,3% des Landes nach mineralischen Vorkommen exploriert worden, und der Schwerpunkt lag bei Bauxit und Kupfer, wie auch die Freter Group aus Belgien bestätigte.
Hindernisse für Bergbau und Exploration erwachsen durch immer stärkeren Widerstand von Umweltschutzgruppen, Auseinandersetzungen um Landkäufe sowie gewalttätige Ausschreitungen in einigen Regionen. Rio Tinto Plc etwa berichtet von geologisch interessanten Gebieten, in denen man sich wegen der drohenden Gefahren für die eigenen Mitarbeiter nicht engagieren wolle.
Die indischen Gesetze über Bergbau und mineralische Ressourcen datieren teilweise bis 1957 zurück. Die Regierung in New Delhi verspricht sich von der Modernisierung, dass innerhalb von fünf Jahren ausländische Direktinvestitionen von 250 Mio USD pro Jahr generiert werden. Solche Investitionen beliefen sich nach Aussage des Finanzministeriums für den Zeitraum von April 2000 bis Dezember 2007 auf lediglich 478,3 Mio USD. Einige Beobachter aus der Industrie halten die Investitionsschätzungen sogar noch für zu niedrig gegriffen. Tatsächlich könnte sich für den Bergbau eine neue potenziell lukrative Region eröffnen, und das zu einer Zeit, da die haussierenden Rohstoffpreise teilweise auch durch Indiens eigene rapide Industrialisierung angetrieben werden. Indien ist nicht nur reich an mineralischen Rohstoffen, sondern bildet auch einen Absatzmarkt dafür, was das Land für international agierende Minengesellschaften besonders attraktiv macht.
Infoquelle: financal.de