Investoren profitieren von der Schwäche des britischen Pfunds
London - Die Preise für Luxus-Domizile in London verzeichneten im Januar den zweitstärksten Rückgang seit Beginn der Datenerhebungen im Jahr 1976. Für Käufer wird es immer schwieriger, Kredite für Immobilienkäufe zu erhalten. Das hat den Preis für Häuser im Wert von mehr als einer Million Pfund um 3,7 Prozent gedrückt, wie der Immobilienberater Knight Frank LLP berichtet. Das Unternehmen ermittelt einen monatlichen Immobilienindex auf Basis der geschätzten Werte von Immobilien in den nobelsten Stadtteilen Londons.Von Peter Woodifield, Bloomberg
In den vergangenen zwölf Monaten sind die Preise im Luxussegment um 21 Prozent eingebrochen. "Die plötzliche Beschränkung bei der Hypothekenfinanzierung war der Hauptgrund für den Marktrückgang im vergangenen Jahr", erklärte Liam Bailey, Abteilungsleiter bei Knight Frank in London. "Das bringt für den Eigenheimsektor und für die Wirtschaft insgesamt weiterhin Probleme mit sich."
Eine Erholung sei in nächster Zeit nicht in Sicht, so der Immobilienberater. Finanzdienstleister in London dürften bis Ende 2010 bis zu 60 000 Stellen streichen. "Die Preisrückgänge dürften sich ab Ende 2009 beruhigen, aber 2010 wird es bestenfalls eine Seitwärtsbewegung geben", sagt Bailey. Knight Frank rechnet nun damit, dass die Preise gegenüber dem Gipfel um 35 Prozent absacken werden.
Der Preisrutsch hat mehr Kaufinteressenten angelockt. Angesichts der Schwäche des britischen Pfunds gegenüber dem Euro und dem Dollar beginnen ausländische Käufer, sich für Londoner Immobilien zu interessieren. Die Zahl der Besichtigungen war im vergangenen Monat 65 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Und die Zahl der ausländischen Interessenten, die im Januar bei einem Immobilienmakler registriert waren, lag 35 Prozent höher als im Vorjahr. Am stärksten zulegen in der Gunst der Interessenten konnten die Stadtteile Mayfair, Knightsbridge, Belgravia und Chelsea.
"Wenn die Pfund-Schwäche anhält, wird das die Nachfrage von ausländischen Superreichen anschieben. Das dürfte die niedrigere Nachfrage von vielen Käufern aus der City teilweise kompensieren", so Bailey. Der größte Preisrückgang war bei Objekten im Wert von bis zu 2,5 Mio. Pfund zu beobachten. Aber auch Anwesen, die über 10 Mio. Pfund kosten, haben seit September 20 Prozent an Wert verloren. Im November verkaufte Richard Cutt, Leiter des Büros Mayfair von Knight Frank, ein 680 Quadratmeter großes, modernisiertes Objekt in der Nähe des Grosvenor Square an einen Käufer aus dem Nahen Osten. Der Preis von 15 Mio. Pfund lag 25 Prozent unter der Preisforderung.
Eine Immobilie, die im Jahr 1976 auf einen Wert von 100 000 Pfund kam, hätte im März ihren Höchstwert bei 3,99 Mio. Pfund erreicht. Bis Ende vergangenen Monats wäre dieser auf 3,13 Mio. Pfund gesunken. Damit hätte sie in den zehn Monaten täglich rund 2810 Pfund an Wert verloren.