Bis zum Termin im November sind es gerade noch vier Monate und die Kandidaten präzisieren ihre Programme. Was ist dabei für die Wirtschaft und für die Börse von Belang und welche Werte sind die Favoriten oder die möglichen Verlierer? Es sind die üblichen Verdächtigen, könnte man sagen. Chancen sehen die Analysten für die Branchen Gesundheit, Infrastruktur, Alternative Energien (Windkraft, Solarenergie, Biokraftstoffe) und Risiken für die Sparten Rüstung und Öl. Das gilt für einen Sieg des Demokraten Obama, vom dem die Auguren derzeit glauben, dass er den Republikaner John McCain weit hinter sich lassen wird. Er muss die Altlasten" seines Parteifreundes und jetzigen Präsidenten George W. Bush mit sich herumschleppen, keine leichte Aufgabe.
Im Prinzip unterscheiden sich die Programme der beiden Kandidaten indessen nur wenig. Generell gilt es, die US-Konjunktur anzukurbeln und die verschiedenen Krisen zu bewältigen, in erster Linie also die Probleme bei den Immobilien und bei den Banken. Vor dem Hintergrund teurer Benzinpreise und steigender Lebenshaltungskosten entwickelt sich die Energiepolitik zum Thema Nummer Eins. Mitte Juni hat John McCain seine Vision zur endgültigen Befreiung Amerikas von der strategischen Abhängigkeit von ausländischem Öl" präsentiert. Das ist aber leichter gesagt als getan. Denn seit drei Jahrzehnten hat jeder amerikanische Präsident geschworen, die Abhängigkeit der USA von Ölimporten zu beenden. In der Realität hat sie stetig zugenommen. McCain plant die Aufhebung des Verbots zur Förderung der Öl- und Gasreserven in heimischen Küstengewässern. Außerdem setzt er auf die Kohle und will er mehr Kernkraftwerke bauen lassen. Obama ist anscheinend dagegen. In der Energie- und Klimaschutzpolitik gibt es einige Unterschiede, die Positionen der beiden Kandidaten hinsichtlich der Kernkraft sind aber nicht gar so weit voneinander entfernt.
Die Absichten von McCain kommen bei den Amerikanern offenbar gut an. Auf Plakaten kann man lesen: Drill Here. Drill Now. Pay Less" (Hier bohren, jetzt bohren, weniger zahlen). Allerdings setzt sich McCain dem Vorwurf aus, auf der Seite der großen Ölkonzerne zu stehen. Für Obama und seine Anhänger gehört den alternativen Energien und neuen Technologien generell mehr Unterstützung als bisher. Viele Volkswirte glauben, dass gezielte Anreize und staatliche Vorgaben zur Verringerung der Energieabhängigkeit und im Kampf gegen den Klimawandel von grundlegender Bedeutung sind. Nicht umsonst verzeichnen die Geldanlagen mit dem Prädikat Nachhaltigkeit" die größten Mittelzuflüsse. In unserem Börsenbrief Umwelt-Depot-Investor", der 40 einschlägig wichtige Aktien beleuchtet, können Sie dazu übrigens regelmäßig das Neueste erfahren.
Ganz allgemein dreht sich der Wahlkampf immer mehr um die Wirtschaftspolitik. Wie gesagt: Das US-Wachstum ist niedrig, die Immobilienkrise nimmt kein Ende, und die Preise für Benzin und andere Konsumgüter steigen und steigen. Das Vertrauen der Verbraucher in die wirtschaftliche Lage ist so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Beide Kandidaten werden deshalb bis zum Wahltermin Anfang November viel Zeit damit verbringen, für ihre Wirtschafts-, Finanz-, Gesundheits- und Energiepolitik zu werben. Wichtige Themen sind natürlich die Sanierung der Staatsfinanzen und die Steuern. Im Gespräch ist auch eine neues Konjunkturpaket über 400 Millionen Dollar und natürlich wollen beide Politiker viele neue Arbeitsplätze schaffen. Bisher waren Präsidentschafts-Wahljahre überwiegend gute Börsenjahre.
Infoquelle: Gerhard Mahler
boersenverlag.de